Am Abend, als der Regen heftig einsetzte, waren wir glücklich über ein hölzernes Rondell, dass uns vor dem Regen schützte – die anderen mehr als ich; denn ich verfügte über meine Geheimwaffe, den „Knirps“, einen Mini-Regenschirm, den meine Mutter, damals, 1986, bereits eine Rentnerin, von ihren Westreisen mitbrachte, und den ich mir nun, für diesen Urlaub, ausborgte. Habt ihr mal etwas von einem Typ vernommen, der durch das rumänische Hochgebirge mit einem aufgespannten Regenschirm kletterte? Das war ich. Wir warfen unseren Spirituskocher also im Rondell an und richteten uns bereits nächtlich ein. Einige Rumänen, die des Weges kamen, verhielten sich merkwürdig distanziert, nur aus der Ferne grüßend. Nachdem einer aus unserem Trio nach einer Quelle für Wasser für unsere allabendliche Suppe (bestehend aus einem Mix aus Haferflocken und Kakao) und den Aufgußbeutel-Tee suchen gegangen war und schließlich fand, wollten wir gerade mit dem Abendmahl, dass auch noch mit Brot und Salami angereichert sein sollte, beginnen, als ein Militärjeep hochgekeuscht kam und uns zwei Soldaten nebst einem Leutnant „In nomine Nicolae Ceaucescu“ kurzentschlossen verhafteten.
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